Eine Zeitreise in die Geschichte Apuliens

Willkommen in Bambarone La Masseria – ein historisches Juwel im Herzen Apuliens

Für Sie als touristischer Entdecker ist es vielleicht genauso interessant wie für uns, einiges über die Hintergründe und die Geschichte(n) der Masseria und des Landes zu erfahren. Mit Blick von außen steht man staunend und mit glänzenden Augen vor diesen Relikten jahrtausendealter Geschichte – es ist für Sie und für uns ja eben nicht die normale, gewohnte Umgebung. Mein Mann und ich kommen aus Deutschland und dort haben sich leider nicht so zahlreiche Überbleibsel aus der Vergangenheit erhalten können. Um so mehr waren wir an der Vergangenheit interessiert, um mit der Renovierung eine möglichst authentische Masseria mit dem richtigen Maß an Luxus für unsere Gäste wiederzubeleben.  Wir laden Sie also dazu ein, ein wenig einzutauchen in die Geschichte dieses süditalienischen Landstrichs, um so Ihren Urlaub vielleicht mit noch tieferen Eindrücken genießen zu können!

Die Ursprünge von Bambarone La Masseria

Die Ursprünge von Bambarone La Masseria liegen ziemlich im Dunkeln. Sicher ist, dass sie über mehrere Jahrhunderte Stück für Stück entstanden ist, wahrscheinlich ist die kleine Kapelle das älteste Kernstück des Hauptgebäudes. Die wenigen Überreste der dort noch vorhandenen Fresken und Schriftzeichen könnten auf das 12.-13. Jahrhundert zurückgehen, aber da steht noch einige Forschungsarbeit aus. Auf jeden Fall kann man an den baulichen Strukturen ziemlich gut erkennen, dass wahrscheinlich zuerst diese Kapelle mit dem südwestlichen Teil des Gebäudes entstanden ist.  Der an der Rückseite der Kapelle sichtbare „Turm“ könnte eine ehemalige Apsis sein, der Balkon darüber wurde auf jeden Fall später hinzugebaut. Die direkt über der Kapelle liegenden Räume scheinen ebenfalls die ältesten des oberen Stockwerks zu sein, die spitz zulaufenden Gewölbebögen unterscheiden sich in ihrer mittelalterlichen Anmutung deutlich von den Räumen daneben. Die gesamte Aufstockung jedoch mit den vorgelagerten Arkaden und der Aussentreppe ist definitiv erst in späterer Zeit dazu gekommen.

Der Innenhof von Bambarone La Masseria  
Foto: Stefan Schneider

Die historische Ölmühle – ein Zeugnis apulischer Tradition

Ein essentieller und typischer Bestandteil einer Masseria ist die Ölmühle. Seit ungezählten Jahrhunderten wurde die unterirdische Ölmühle (Frantoio) genutzt, die bei uns unter einem Nebengebäude liegt. Noch heute kann man sehen, dass die ältesten Ställe mit ihren aus dem Fels geschlagenen Futtertrögen in natürlichen Höhlen eingerichtet wurden. Schon in der Antike nutzte man Höhlen zur Lagerung und Verarbeitung von Olivenöl, um es nicht durch Licht und Wärme verderben zu lassen. Wir können keine Datierung vornehmen, aber die Vermutung liegt nahe, dass die natürlichen Höhlen zusammen mit den damals wahrscheinlich sehr fruchtbaren Böden in den ehemaligen Flussläufen den Ort attraktiv machten für die Errichtung eines Landgutes. Eventuell haben sich auch Mönche an dieser Stelle ein Gebetshaus errichtet mit entsprechender Landwirtschaft zur Eigenversorgung. Das war in dieser Region nicht ungewöhnlich, zumal nach dem die sogenannten Höhlendörfer wie das nahe Lama d´Antico zwischen dem 14. und dem 16. Jh. verlassen wurden, ein Ort, an dem sich sehr viele Mönche, Einsiedler und Pilger angesiedelt hatten. https://www.brundarte.it/lama-dantico-fasano-br/

Ritterbesitz, Mönchsgut oder Bauernhof? – Frühere Besitzer der Masseria

Erst ab 1826 gibt es auffindbare Katasterunterlagen, in denen eine Familie Bianchi als Eigentümer der Masseria aufgeführt wird, sie hatten das Landgut durchgehend bis 1956 in ihrem Besitz. Eventuell könnte das ein Indiz sein für einen ehemaligen kirchlichen Betreiber. Im Zuge der napoleonischen Eroberungen und den damit verbundenen königlichen Erlassen wurden ab 1809 die kirchlichen Güter in Italien enteignet und nach und nach zur Finanzierung der öffentlichen Kassen versteigert. In dieser Zeit wurden auch erstmalig systematisch Katasterunterlagen angelegt, um als Grundlage für die Steuereintreibungen zu dienen. Die nahegelegene Stadt Fasano diente bis dahin auch als Hauptsitz des Malteserordens, viele Ritter wurden seit dem Mittelalter mit Land belohnt und errichteten darauf Ihre Güter. Ob nun ehemaliger Ritterbesitz, Mönchsgut oder privater Bauernhof, wir können über die Geschichte der früheren Jahrhunderte nur spekulieren. Sicher ist, dass Bambarone La Masseria mindestens seit 700 Jahren ein besiedelter Ort ist.

Ein Leben in der Masseria 

Die Masseria blieb bis 2021, dem Jahr, in dem wir unser Projekt starteten, ein typisch pugliesischer Bauernhof. Jahrhunderte-, teilweise sogar bis zu 1000 Jahre alte Olivenbäume umgeben das Bauernhaus und bildeten die Haupteinnahmequelle.  Die eigene Ölmühle, der eigene Brunnen und diverse Zisternen zum Sammeln des Regenwassers, der Brotofen, ein ummauerter Zitrusgarten, ein Obstgarten, Viehhaltung und nicht zuletzt die Kapelle machten die Masseria praktisch komplett autark und lebensfähig. Das Wort Masseria leitet sich übrigens vom lateinischen massa = Landgut ab und ist in Apulien eine typische Bezeichnung für außerhalb von Ortschaften gelegene, autonome und meist stark befestigte Landgüter.

Bambarone La Masseria vor der Renovierung im Jahr 2021
Photo: Stefan Schneider
Gartenseite von Bambarone La Masseria heute
Photo: Stefan Schneider

Die Ställe und Lagerräume befanden sich im Erdgeschoss, die weitaus trockeneren und helleren Räume im Obergeschoss wurden von der Eigentümer- oder Pächterfamilie und den Arbeitern bewohnt. Gekocht wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auf den offenen Feuerstellen, die auch die Wohnräume beheizten. Das Wasser wurde mit Eimern in gemauerten Schächten aus den Zisternen unterhalb des Erdgeschossfussbodens bis in das Obergeschoss hochgezogen. Toiletten befanden sich außerhalb der Gebäude, man wusch sich mittels Waschschüssel und Krug.

Bambarone La Masseria –
Wasserschacht im Zimmer La Fréscura
Photo: Stefan Schneider
Bambarone La Masseria –
das könnte ein Malteserkreuz sein im
Zimmer Il Salone
Photo: Stefan Schneider

Eine Masseria war oft wie eine Burg befestigt, um sich gegen die häufigen Überfälle in dieser Region verteidigen zu können. Das wertvolle Vieh wurde meist in einem ummauerten Hof gehalten, Schießscharten oder noch früher Ausgussstellen für heißes Öl über den Hauptzugängen waren offenbar notwendige und gängige Verteidigungsvorrichtungen. Manche Masserien besaßen auch einen Wehrturm, besonders in Küstennähe, um herannahende Bedrohungen vom Meer rechtzeitig zu sehen. https://www.terredifasano.it/lasciati-ispirare/le-masserie-di-fasano/

Hofansicht von Bambarone La Masseria vor der Renovierung im Jahr 2021
Photo: Stefan Schneider
Hofansicht von Bambarone La Masseria heute
Photo: Stefan Schneider

Architektur und Baumaterialien 

Die ganze Region ist durch Tuffgestein geprägt – was einerseits natürlicherweise zu den vielen Hohlräumen geführt hat, andererseits seit der Antike ein hervorragendes Baumaterial abgab, welches relativ leicht zu bearbeiten war. Typisch war also der Abbau der Steinquader für einen neuen Bau in unmittelbarer Nachbarschaft – Sie sehen auch bei uns im ausgetrockneten Flussbett noch sehr gut die Spuren einiger Abbaustellen. Der Tuffstein ist weich und damit nicht besonders stabil, daher erklären sich die immensen Wandstärken der alten Gebäude. Holz war dagegen äußerst rar, es blieb den früheren Baumeistern also gar nichts anderes übrig, als aus dem im Überfluss vorhandenen Tuffstein auch die Decken und Dächer zu konstruieren: daher die typischen Gewölbedecken. Um mit dem relativ weichen Material auch größere Räume überwölben zu können, fand hier im Süden Apuliens vor allen Dingen das sogenannte Sterngewölbe große Verbreitung – was ein wunderschönes sternförmiges Deckenbild zur Folge hat. Im Sommer wird es sehr, sehr heiß hier, die Fensteröffnungen wurden auf ein Minimum beschränkt. Oftmals wurden diese lediglich mit Holzläden verschlossen. Traditionell wurden die Innen- und Außenwände gekalkt, aus hygienischen Gründen, da Kalk desinfiziert und um den doch ziemlich bröckligen Tuffstein zu schützen. Je nach Epoche waren auch die ländlichen Gebäude farbig angestrichen, wir haben bei den Renovierungsarbeiten außen verschiedene Farbschichten von tiefrot über himmelblau gefunden. 

Für die Bodenplatten wurden härtere Gesteine aus den höheren Lagen des hügeligen Hinterlandes benutzt (Chianche), die teilweise 10 cm dicken Platten wurden direkt auf den gestampften Boden gelegt und sollten so zumindest teilweise die Feuchtigkeit fern halten. Über den Gewölbedecken aus Tuffsteinen wurden die Hohlräume mit Erde und Geröll aufgeschüttet, wieder mit dicken Steinplatten abgedeckt und die Flachdächer mit einer Masse aus Kalk, Sand, Tonscherben, manchmal auch Muschelresten abgedichtet, dem sogenannten Cocciopesto. Diese wasserdichte Mörtelart wurde übrigens bereits im 1. Jh. v. Chr. unter den Römern angewendet!

Deckengewölbe und Mauern aus Tuffstein – Bambarone La Masseria im Zimmer Il Salone vorher und nachher

Foto: Stefan Schneider
Foto: Stefan Schneider

Die harte Arbeit in der Ölmühle

Die Olivenverarbeitung musste und muss immer noch rasch nach der mühseligen Ernte erfolgen: der sofort einsetzende Oxidationsprozess lässt die Qualität des Öls rasch sinken. Meist wurde die Ernte auf einer Plattform oberhalb der Mühle gesammelt (bei uns die große Terrasse) und durch kleine Deckenöffnungen in die unterirdischen Räume geschüttet. Bemitleidenswerte Esel drehten mit verbundenen Augen über Wochen die großen Mühlsteine im Kreis, um die Oliven im ersten Schritt zu einem Brei zu verarbeiten. Im zweiten Schritt wurde dieser Brei zwischen runden geflochtenen Matten übereinandergestapelt und mit riesigen Drehspindeln aus Holz das Öl heraus gepresst. In den Felsboden eingelassene Becken fangen das Öl auf, welches dann in Amphoren aufbewahrt wurde. https://www.terredifasano.it/lasciati-ispirare/i-frantoi-ipogei/

Beispiel einer unterirdischen Ölmühle mit Mühlrädern
Photo: www.terredifasano.it
Beispiel einer unterirdischen Ölmühle mit Holzpresse
Photo: www.terredifasano.it
Feuerstelle und Schlafstätte im Frantoio von Bambarone La Masseria
Photo: Stefan Schneider

Die Ernte und das Pressen zog sich über viele Wochen hin, oftmals wurden in einer Mühle auch die Oliven mehrerer Bauern verarbeitet. Das hieß nicht nur für die Tiere grausame Bedingungen ohne Licht und frische Luft, auch die Arbeiter verbrachten in dieser Zeit Tag und Nacht in den unterirdischen Höhlen, um das Öl so schnell wie möglich herstellen zu können. Sie können auch bei uns noch die Feuerstelle und die aus dem Fels geschlagene Bettstatt sehen, die für die Arbeiter mit ein bisschen Stroh zum Leben reichen musste. Das Öl wurde bis zur Erfindung des Petroleums übrigens nicht primär als Lebensmittel gewonnen, sondern wurde, auch bereits seit der Antike, in weitaus größerem Maße für die Beleuchtung verwendet! 

Wenden wir uns also der Antike zu: im nächsten Artikel beschäftigen wir uns damit, wie diese Region Apuliens bereits seit der Steinzeit besiedelt wurde und in der Antike zu erstem Glanz gelangte: „Wie lebten die Menschen in der Region von Bambarone La Masseria in der Antike?“

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